Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



|1
Bayreuth, 22 Jan. 1806.

Thieriot! Du, Deine Eva und Eure Kinder habt mir viel Freude mit Eurn Briefen gemacht.

Es ist schwer zu entscheiden, wer unter Euch das größte Kind ist.

Der liebe Gott erhalt' Euch in diesem schweren leichten Unterschied!

Was hat man denn aber in der Welt, wenn man einmal Weiß, daß man kein Kind mehr ist?

Und giebt es wohl ein theureres Recht – als das Weltbürgerrecht – wenn – wie es oft erkauft wird – wenn wir es mit unsrer Kindlichkeit bezahlen müssen?

Dennoch muß man so oft in den Kinderschuhen noch auf die Weltbürger-Hauptwache ziehen.

Aber man wird – abgelöset und "so ist alles gut" sagt die Eva.

Ein Bekannter und nicht ein bekannter Unbekannter bin ich der mir Bekannten.

|2 Dank ihr im Namen Deines Bekannten recht herzlich für ihre siebzehen Worte.

Ihr Briefstil ist eigentlich einer der besten – wenn nicht gar der beste, den ich – in dieser Art – bei einem Weibe gefunden.

Schrieb sie so und so gerne – sonst schreibt man auch nicht so – an einen andern, als an Dich; theiltest Du mir diese köstlichen Briefe nicht so brüderlich mit mir und wünscht' ich mir überhaupt noch mehr schriftliche Unterhaltung – ich würde die Eva bitten mir auch zuweilen ein "Gott sei Dank für die Welt" zu schicken.

Sehen und sprechen muß ich sie aber noch die Eva, wenn anders einer von uns nicht vorher abgelöset wird.

Deinen Brief v. 12ten hab' ich gerade gelesen, als einer von meiner Voigt dazukam.

Ich habe ihr Deinen Gruß schon geschickt.

Caroline Bachof ist wohl in Braunfels.

Caroline Goldschmid ist wieder in Berlin und grüßt Dich aus Hamburg, wo sie Junge gesehen.

Caroline Richter ist wohl mit Mann und Kinder in ihrer Vorstadt , in der man sie nur an schönen Tagen besuchen kann – die wir selten haben.

|3 So lieb es mir seyn würde, Dich hier zu haben: so ist es mir doch auch lieb, wenn Du in den jetzigen Wetter nicht reisen brauchst und Du in Aschaffenburg eine gewiß gesündere Luft genießest, als wir hier haben.

Jette ist auch wohl.

Darf ich ihr Deine Briefe und Deine Gedichte schicken? Oder soll ich es, oder darf ich es nur hinter Dir thun?

Wenn Du noch in Offenbach wärest und ich Zutrauen zu Dir hätte: so würd' ich Dir den Auftrag geben, mir aus der dortigen Backblechfabrik eine schöne, moderne Kaffeemaschine zu 8-9 Tassen zu verschaffen.

Das ist eine Maschine mit einem Seiher von Blech in der man sich mit heißem Waßer den Kaffee selbst machen kann, ohne daß man eine Siederin braucht – und das ist was werth.

Mit vielem Dank geb' ich Dir beiliegend Deine Briefe zurück.

Uhlfelder grüßt Dich. Silli ist wohl in Regensburg .

Thieriot! Hast Du ewig auch nur mich, habe ich doch ewig Dich!

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 22. Januar 1806, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1647


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage

H: BJK, Berlin V, 138
1 Dbl. 8°, 3 S.

Überlieferung

Hk: ehemals Slg. Apelt,
1 Bl., 2 S.

D: Abend-Zeitung, Nr. 29, 3. Februar 1843, Sp. 228 (unvollständig).


Korrespondenz

B: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel. Aschaffenburg, 12. Januar 1806, Sonntag
A: Von Paul Emile Thieriot an Emanuel und Jean Paul. Aschaffenburg, 13. Februar 1806, Donnerstag (4. Abt., Bd. V, Nr.80)