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Bayreuth, 11ten Nov. 5.

Thieriot!Eben hab' ich Dich der Jette gelobet , mein unschuldiger Schuldiger!

Sie hat mir einen braven jungen Mann – der sich hier bei der Regierung anstellen läßt – empfohlen.

Der Himmel wolle, daß Du Dich in Deinem Aschaffenburg ruhig und wohl befindest.

Wüßt' ich Dich noch in Offbch, ich würde Dir Vieles und Manches auf Deine letzten Briefe zu sagen haben; aber so les' ich sie und genieß' ich sie schweigend und dankend.

Doch wünscht' ich nicht, daß Du Dich mehr um ähnlichen Dank bei mir verdient machtest – und wünschte daß Du Dir nun Deine Mannschaft rein erhieltest.

O, es wird Dich noch mehr als Eine Nachkommen Eva's in Verlegenheit setzen!

Welche Dich klug machen wird, das kannst Du nicht wissen, ich auch nicht; aber gut wär' es, es machte Dich nie eine so.

13t

Diesen Nachmittag holte ich mir bei Richter mein gutes Brieflein , für das ich Dir danke.

Er läßt Dir einstweilen danken und sagen, daß es gut gewesen wäre, daß Du ihm die minder guten Federn zu erst |2 als reinen Gewinnst geschickt hättest .

Wenn es doch dem Guten auch mit seinen Wohnörtern so ging, ich meine da s ß der minder gute Ort dem mehrguten vorausginge!

Unsre Richters gefallen sich leider! täglich mehr so hier, wie ich mir's, ehe sie zu uns ka mm m en, dachte.

Es wird für mich das Trennen von dieser edlen Familie sehr hart ; aber wüßt' ich einen Ort, an dem ich sie glücklicher als hier glauben könnte, ich würde ihn ihr selbst vorschlagen

Mein eigenes Leben soll in diesem Winter noch häuslicher werden.

Ich hab' es meinen Freunden samt und sonders verkündet, daß ich jetzt aus einem Tage, für sie eine Woche mache d. h. anstatt daß ich jeden bis hier her beinahe täglich besucht habe, wird nun jeder bei nahe wöchentlich besucht werden.

Besonders hat Richtern diese Abänderung gefallen und Deinen Beifall hat sie ohnedies.

Mein Bruder bleibt ganz hier und gerne |3 zu Hause, da lesen wir oder schreibe ich bis ½ 8 Uhr Abends; dann spiel' ich Schach mit dem [...] jungen Selpert , so heißt der junge Mann, von dem ich Dir schrieb und gewinne manche Partie, ohngeachtet der ungleichen – denn er ist viel stärker als ich.

Willst Du mit lesen, schreiben, spielen oder auch mit dem Selpert geigen?

Freund, sollt' es für Dich gut seyn wenn Du hier brodlos einige Zeit lebest: so komme.

Dein Emanuel kann dies nur wünschen das Kommen; aber nicht rathen.

Wenn ich keinen Rückfall bei Dir zu befürchten haben: so wär' es mir schon angenehm, Dich in diesem Winter noch am Main beschäftiget zu wissen.

Kömmst Du aber zu uns: so wollen und werden wir gewiß ein frohes und ein ordentliches Leben aufführen, und Du sollst, so viel es in meinen väterlichen Kräften steht, gute Wochen er- und verleben.

Hab nochmals herzlichen Dank, mein guter Sohn, daß Du vor der Hand – obgleich nicht vor der – sondern nur zur rechten Zeit Mann wurdest .

Bleib es einer!Dein

Emanuel

Zitierhinweis

Von Emanuel an Paul Emile Thieriot. Bayreuth, 11. und 13. November 1805, Montag und Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1632


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