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Meine liebe Caroline!

Verzeyhe, wenn ich erst jetzt Deiner Aufforderung, Dir zu schreiben, genüge. Es war mir um die Beylage zu thun, wodurch Deine Auslage für Schmaltz Butter erstattet werden soll; u ich konnte den Betrag nicht eher entbehren. Überhaupt trocknet abgenötigte Anstrengung, u Sorgen vielfacher Art mein Hertz aus; und die Rück würkung des Bewußtseyns erfüllter Pflichten nährt nur so eben den Muth zur fortgesetzten Erfüllung, ohne etwas für Ergießungen des Hertzens übrig zu laßen. Selbst meine frey willigen Geistes Beschäftigungen sind bloß auf Unterricht des Verstandes berechnet, (Mathematic u speculative Philosophie) und die Annalen des Tacitus meine Abend Lecture empören das Hertz mehr, als sie es erheben. Zürne also nicht, u begnüge Dich mit Minnas Correspondentz die jetzt zwischen Euch permanent ist.

Von ihr wirst Du erfahren haben, daß ich gesund bin; und das ist die Haupt Sache, weil mich Gesundheit in den Stand setzt, die Bedürfniße der Meinigen zu übertragen; und bitte ich darum nur so lange, bis die armen Spazierschen Kinder so weit sind, daß man für ihre Zukunft nicht bange seyn darf. Auch |2 muß ich ihnen allen, besonders dem Julius das Zeugniß geben, daß sie mich von dieser Seite zu beruhigen bemühet sind. Der Julius wird ein treflicher Mensch werden.

Gern hätte ich vor Abgang dieses Briefes Herrn v. Schukmann gesprochen, um mehr als die Übersendung des Briefs an ihn gethan zu haben. Allein für heute ists unmöglich, auch bedarf Schukmanns Theilnahme keines andern ressorts als seinen eignen Trieb Deinem Mann gefällig zu seyn. Meine Bitte ist nur die, im Fall die einliegende Assignation gar nicht angenommen wird, solches so, so wie die Nachricht, daß sie angenommen u das Geld gezahlt ist, sofort mir zu melden; u mir recht viel liebes u gutes von Deinem Befinden, u Deinen Kindern zu sagen, die ich in Gedanken küße.

Leb wohl, grüße Deinen Mann, u liebe

Deinen treuen Vater
Mayer

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Liebste Caroline!

Sie werden durch Minna wißen daß Minona nun auch das Scharlachfieber hat; sie ist aber so wohl als man es dabei sein kann. Künftigen Dinstag hat Heim erlaubt daß sie das Bette verlaße. Julius ist sehr gestärkt und gewachsen nach einem 3 monathlichen Aufenthalt in Meklenburg , wiedergekommen. Ihren Auftrag an Genz , der Levetzow und der Mutter Hain. habe ich ausgerichtet, ich weiß auch daß Beide erste an Sie geschrieben haben ; die Geh. Hain läßt Sie tausendmahl grüßen, sie hält es für unmöglig je gleichgültig gegen Sie zu werden die sie mit mütterlicher Zärtlichkeit liebt. Ich habe ganz Ihrer Vorschrift gemäß mit der Schmalzbutter verfahren; aber eigen ist es daß sie diesmahl viel mehr einen TalgGeruch und Geschmack angenommen, als die ich vor einigen Jahren durch Ihre Güte erhielt wäre dies zweite Schmelzen auch wohl Schuld daran. Wenn Sie darüber etwas erfahren oder glauben, so theilen Sie mir es, ich bitte, mit.

Leben Sie wohl, liebe geliebte Caroline, und verzeyn Sie meiner schrecklichen Eil.

Ihre treue Freundin
Henriette.

Zitierhinweis

Von Johann Siegfried Wilhelm und Henriette Mayer an Caroline Richter. Berlin, 9. November 1811, Sonnabend. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0478


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 4°, 2 S. von Johann Siegfried Wilhelm Mayer, 1 S. von Henriette Mayer. Datum im Briefkopf vfrH ergänzt: 9.9. Auf S. 4 Adr.: An | die Frau Legations Räthin C. Richter | geborene Mayer | zu | Bayreuth sowie Postzeichen: ½; franco Hof ; 100 und Siegel.