Von Emanuel an Caroline Goldschmidt. Bayreuth, 12. und 21. November 1802, Freitag und Sonntag

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B. 12 Nov. 1802

Car.! Was thaten S. denn v. 16 Oct., an dem S. v. Leipz. abreisen wollten, bis zum 23t ? Wo trieben S. sich denn herum?

Mit dem reinsten Gefühl der reinsten Freude nahm ich Antheil an dem schönen Empfang, der Ihnen in Weimar zu bereitet u zu Theil wurde.

21ter

Eher konnt' ich die Feder f. S. nicht wieder in die Hand nehmen.

Aber heute soll sie auch nicht eher wieder heraus kommen, als bis Alles beantwortet ist, ws S. mir in Ihrem lieben Letzten sagten.

Auch f. mich haben Kleinigkeiten in der Freundschaft u in dem gewöhnlichen Umgang mit Menschen einen großen Werth. Diese nur kann man mit Recht vom gebildeten Menschen erwarten u ohne Druck u ohne Stöhrung annehmen u. freudig genießen.

Wir sehen uns gewiß, Car., wo es auch seyn mag, so bald es seyn kann, worauf ich mich ohngeachtet es sehr weit über den obigen "Kleinigkeiten" steht, doch auch recht herzlich freue.

Die Mahlmann schrieb an die Car. R., daß ich jetzt nach Berlin ginge; das kann sie doch auf keinen Fall v. Ihnen haben?

Jede Sache, Caroline, hat gewöhnlich (– man sagt gewöhnlich, 2 – aber ich meine u hab' es oft gefunden – ) 3 Seiten u 3 Rechte.

Ich habe Recht, in dem was ich Ihnen über meine (uneigennützige) allgemeine Menschenbeglückung sagte – denn ich hätt' es Ihnen sonst nicht gesagt; Sie haben auch Recht u zwischen diesen beiden Rechten hat noch Eines recht gut Platz.

Die Hauptsache im u des Menschen ist, daß er gut ist u dann wird er auch jeden Platz gut ausfüllen. Gäb' es viel gute Menschen: so gäb' es viel glückliche u also auch viel glückliche Ehen; da es aber nicht viel gute Menschen giebt: so u. s. w.

Über das Naturrecht sind wir S. u ich, gar nicht Eins; aber auch nicht ganz zwei. Bei allem ws heilig ist, Car., versicher' ich es Ihnen, daß ich eben so gerne für die Menschen, die wider mich sind, als f. die, die f. mich sind lebe!

|2 Dächten nun alle Menschen so natürlich: so wäre keiner wider mich u ich könnte ohne Gefahr, mir oder einem Andern je zur Last zu fallen, f. jeden so viel thun, als ich erwarten könnte daß ers auch f. mich thun würde d. h. viel.

Es ist erbärml., daß wir ein mal so viel f. uns d. i. doch weiter niem., als die Unsrigen u wir, u wir u die Unsrigen thun wollen u müssen.

Aber ich will abbrechen u einst mündl. fortfahren.

Ich gönne der Schröder ihre Ruhe, die mich, so wenig wie das Denken an die meinige, nicht beunruhigte, nie beunruhiget. Viell. finden wir s. wieder!

Gott stärke S. in Ihrer Meinung: Gelehrte u Vornehme nicht aufzusuchen, wenn S. nicht sonst ein moralisches Interesse zu ihnen führet.

War. sollt' ich denn Ihre Freundin, die Voigt nicht gegrüßet haben, da ich sie so gerne heute wieder grüße?

Ich verlebte 2 glükliche Tage in Weimar.

Wissen S., daß R.s Mädchen Emma p genannt wird? oder wollen S. sich erst jetzt mit mir dar. freuen?

R.s ziehen im nächsten FrJ. mir näher n. Cob.

Mein Uhlfelder grüßet u danket.

Was machen Levis in Lpzg.

Werd' ich bald etwas v. Weim. lesen v. Ihnen?

Mich freuts daß meine Nadeln freuen.

L. S. w. ! p.

E.

Zitierhinweis

Von Emanuel an Caroline Goldschmidt. Bayreuth, 12. und 21. November 1802, Freitag und Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0438


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Textgrundlage

Hk: Slg. Apelt
1 Bl., 2 S.