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Heidelberg, den 23. Jenner 1818

Mein theurer Emanuel! Wie dankt Ihnen mein ganzes Herz für die Seelenworte, die Sie mir Schrieben , die aber keiner las, als ich, denn ich schämt mich, Anderen Worte über mich zu zeigen, die höher sind, als mein Verdienst! Aber Sie wollten nicht schmeicheln, das fühl' ich, und so dankt Ihnen mein Herz doppelt.

Mit Rührung ergreif' ich die mir dargereichte Freundeshand. Nehmen Sie von mir über die weite Kluft den deutschen Druck der Rechten.

Welch ein schönes Band, einen gemeinschaftlichen Freund zu haben, wie unsern herrlichen Jean Paul!

Ich schrieb viele Briefe über diesen Einzigen, die alle an meinen Bruder Abraham gelangten. Der las sie der Fürstin von Rudolstadt vor. Diese sagte zu meiner Mutter: "Ich wünsche dem Heinrich eine Frau, die er liebt wie Jean Paul und Truchseß, dann werden beide glücklich seyn."

O thun Sie auch das Ihrige, daß der Herrliche wieder zu uns komme ! Ich fürchte immer noch, er möge zurückspringen, – nicht aus Vorsatz; aber das Schicksal hat manchmal seine Tücken. Stündlich denk' ich des gar zu lieben Mannes, den ich am liebsten nenne – den Guten. Einen bessern Mann zu finden, ist nicht möglich; aber mein Vater ist eben so gut, und drum liebt er auch so den Guten, den ich ihm täglich von Neuem schildere.

Gewiß komm' ich auf ein paar Tag nach Baireuth, wenn ich wieder zu meinem Abraham reise. Ich muß ja auch die liebe Frau Caroline kennen lernen, und Jean Pauls Kinder, und Sie – d. H. persönlich – und Otto. Bis diese Stunde weiß ich weder Ihren noch Ottos Zunamen – denn Ihre Hand und die Unterschrift Ihrer Briefe entziffr' ich nicht – aber ich nenne Sie am liebsten Emanuel, wie ich mich am liebsten Heinrich genannt höre. –

Sehen Sie meine Briefe an unsere Theuern wie zugleich an Sie geschrieben an.

Grüßen Sie Ihre Liebe Frau und küssen Sie Ihr Töchterchen in meinem Namen.
Und somit sag' ich Ihnen gute Nacht, und nenne mich den Freund Ihres Theuern Freundes und den Ihrigen.

Heinrich Voß

Zitierhinweis

Von Heinrich Voß an Emanuel Osmund. Heidelberg, 23. Januar 1818, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0111


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Textgrundlage

D: Didaskalia, Nr. 328 vom 28.11.1833, o. S. (S. 2).