Von Jean Paul an Johann Christian Dieterich. Bayreuth, 3. Dezember 1807.
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Ich will jetzt, da die Kriegsflamme endlich niedergebrannt zu
sein scheint, meine vermischten Werkchen, die ich aber weniger
182,20
sammle als erschaffe und wiedergebäre, in der
künftigen O[ster]Messe
herausgeben und biete sie Ihrer berühmten Buchhandlung unter
folgenden Bedingungen an:
vermischte Schriften von mir heraus — Aus diesen nehm’ ich kaum182,25
4 oder 5 Aufsätze; und diese nur umgegossen und vermehrt und ver
kürzt; ⅔ des Werks ist neu; und der Titel meines neuesten komischen
Romans: D. Katzenbergers Badreise etc. kommt mit auf das
allgemeine Titelblatt. Dieser Roman wird 12 Druckbogen betragen
und in beide Bändchen vertheilt; das ganze Buch in 2 Bändchen182,30
ungefähr 30 Bogen; — ich könnte mehrere Bändchen geben, wenn
ich lieber mein Altes liefern wollte als mein Neuestes. — Vielleicht
geb’ ich noch eine Friedenspredigt, die unserer Zeit so nöthig ist,
mit hinein, wenn die Bogenzahl es erlaubt; denn gemacht ist sie.
Mit der Geschichte der Corday und den Aufsätzen über die Unsterb- 183,1
lichkeit etc. fängt das Buch an, also bei Weibern; der zweite Band
schließt humoristisch für Männer; kurz es beginnt wie das Leben mit
Empfindung und beschließt mit Scherz. —
2) Für den Druckbogen — ungefähr im Format von Lichtenbergs 183,5
vermischten Schriften — geben Sie bei einer Auflage von 1500 Exem
plaren 4 Louisd’or, den 5ten nach Absatz von 1000 Exempl. —
3) Papier und Druck und alles womit sich der Buchhändler
selber vor dem Publikum ehret, brauch’ ich einer so berühmten
Buchhandlung blos selber zu überlassen —183,10
4) In der Mitte Januars und noch früher schick’ ich Ihnen die
Abschrift eines Theils des Mspts; und 14 Tage nach dessen Empfange
senden Sie mir ¼ des muthmaßlichen Honorars; — in der Zahl
woche der Oster-Messe den Rest —
5) Bei neuer Auflage ist neuer Vertrag —183,15
6) Die gewöhnliche Apostel-Zahl der Frei-Exemplare auf
Schreibpapier —
7) Ich wünsche, daß Sie mir so schnell antworten als ich leider
flüchtig geschrieben, da die Annäherung der Messe es begehrt —
8) Die letzte Bedingung ist, daß Sie meine Versicherung freudig183,20
und gläubig aufnehmen, daß ich mit Sehnsucht in die Buchhandlung
einzutreten wünsche, welche einen Lichtenberg unterstützt, geliebt,
beherbergt hat und aus welcher jedem Deutschen so viel Witz und
Wissen zugekommen ist.
Leben Sie wol! Antworten Sie aber schnell, da die jetzige Zeit so183,25
lange Vorbereitungen für die Messen fodert. —
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Johann Christian Dieterich. Bayreuth, 3. Dezember 1807. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=V_437
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Berlin acc. ms. 1937. 58 (derzeit BJK). 4 S. 8°. K (nach Nr. 434): Dieterich 3 Dec. nachtr. Wie bei Geßner. J: Findlinge von Hoffmann von Fallersleben, 1. Bd. (1860), S. 477. 182, 24 4] aus 5 H 29 Roman̄ H 30 und bis vertheilt] nachtr. H Bändchen] danach gestr. getheilt H 183,1 den Aufsätzen] aus dem Aufsatz H 2 Weibern] davor gestr. den H 11 schick’] davor gestr. kann H 15 ist] nachtr. H
Vgl. Nr. 427†. Dieterich lehnte gleichfalls ab.