Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 12. Februar 1809.
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Ihre Briefe bringen mir, fast immer, nur Frohes; so Ihr letzter.11,10
Und empfangen Sie meinen herzlichen Dank für Ihre
Verwendung
und Sorgfalt in der Konkurs-Sache; aber ich
vertraue Ihnen, Sie
mir, was ist weiter nöthig? Das Übrige gehört dem
Schicksal
und Zufall an.
Ich bitte Sie, mir die Anweisung auf 550 fl. etc. in einem (aber11,15
nicht weitsichtigen) Wechsel auf Frankfurt
a/M mit umgehender
Post zu geben.
Mein Schmelzle ist vielleicht mein am schärfsten
durchgearbeite-
tes Werk im Komischen; und sogar das
weinende Deutschland muß
dabei das lachende auf einige Viertelstunden werden. Mich
dauert11,20
bei so etwas nichts, als daß ichs gemacht
habe; denn ich möchte
es wieder machen, und dann zum 3ten mal schreiben, blos aus Lust
an
der Sache. Aber — wie sogar in der Merkurius-Anrede — so
sehr viele Druckfehler sind darin. Wie kann ich da
helfen?
Was Ihren Wunsch meiner Beiträge zum Morgenblatte —
11,25
die ohnehin fortdauern sollen — betrift, so hab’ ich
vor der Hand
nur 2 Antworten (denn die
Zeit gibt vielleicht die dritte) — die
erste ist sogar eine
bloße Frage:
Meine in Deutschland so gut hineinwirkende Friedenspredigt
foderte — nach vielseitigen Wünschen — eine Fortsetzung.
Diese
11,30
hab’ ich seit einem ½ Jahre ausgearbeitet; Ende
Februars ist das
Geschriebene zu Ende korrigiert (denn
Korrigieren kostet mich fast
so viel Zeit als Schaffen). — Das
Werkchen höchstens 14 oder
16 Bogen stark könnten Sie, wenn
Sie es wollten, um Johannis
geben; — mir für den Druckbogen (wie für Schmelzle) fünf Ld’or
12,1
in Gold — und dabei in Ihrem Morgenblatte wenigstens 4
mal
Proben davon. Die Zensur befürcht’ ich nicht; es ist in der
Haltung
der Friedenspredigt geschrieben; auch will ich es
sogar dem Erb-
prinzen von Weimar
und dessen Gemahlin dedizieren. Dadurch
12,5
würd’ ich ein sehr rüstiger Arbeiter am Morgenblatte;
denn sonst
kann ich nur von Ihnen — der
so schön für Kunst und Künstler
sorgt — ein Honorar von 38 fl.
für bisherige mehrere Aufsätze
annehmen, deren keinen einzigen
ich einem andern als Ihnen um
diesen Preis hingäbe. Gleichwol
erkenn’ ich Ihre Billigkeit; denn12,10
Sie sind eben zu
freigebig in Druck und allem gegen Ihre Lese
Käufer. — Der Titel und die Einrichtung des Werks ist ganz
von der
Friedenspredigt verschieden; (denn sonst könnt’ ich es nicht,
als etwann als eine Vesperpredigt, dedizieren). Dieser ganze
Brief
ist eine Bitte um schnelle Antwort.12,15
Jean Paul Fr. Richter
N. S. Das Werkchen, halb Scherz, halb Ernst, durchbricht
die längern Aufsätze — z. B. über den Gott in der Geschichte und
im Leben, Vorschlag eines neuen beinahe unentgeldlichen
Gesandt12,20
schaftspersonale für
Fürsten, Geldnoth und Nothpfennig, Vorschlag
politischer
Trauerfeste, Germanismen und Gallizismen etc. etc. — mit
einer Reihe alphabetisch-geordneter Einfälle über die jetzige Zeit.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 12. Februar 1809. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_31
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Cotta-Archiv. 5 S. 8°. (Die Nachschrift auf besonderem, angepichtem Blatt.) Präsentat: 18 Febr., [beantw.] 19— K: Cott. 12 Febr. J: Cotta 1, 387×. B: IV. Abt., VI, Nr. 4. A: IV. Abt., VI, Nr. 11. 11,17 geben] danach gestr. gleichviel an welches Haus H 19 im Komischen] nachtr. H 29 gut] aus wol H 32 Geschriebene] aus Fertige H 12,8 bisherige] nachtr. H 9 einzigen] nachtr. H 23 über] davor gestr. meistens H
Konkurs-Sache: Cotta hatte gemeldet, er könne jetzt die im Jahre 1804 an Duttenhofer verlorene Summe von 250 Talern ersetzen, Jean Paul möge darüber disponieren; vgl. Bd. IV, Nr. 466. Merkurius-Anrede: die „Bittschrift an Merkur“ (I. Abt., XVII, 201). Beiträge zum Morgenblatte: Cotta hatte im vorigen Jahre vorgeschlagen, Jean Paul solle in seine Nähe ziehen und regelmäßiger Mitarbeiter am Morgenblatt mit festem Gehalt werden. Auf Jean Pauls Bitte um genauere Angaben hatte er sich in B zu einem jährlichen Fixum von 1100 Gulden erboten, wofür Jean Paul 20 Bogen oder wöchentlich 5 Spalten zu liefern hätte „Überdieß wolte ich gerade nicht so streng rechnen, da ich gern auch etwas Freundliches in ein solches Verhältniß brächte.“ Jean Pauls etwas ausweichende Antwort — es ist nicht deutlich zu erkennen, was als seine zweite Antwort gelten soll — erklärt sich vielleicht daraus, daß er schon auf die Pension vom Fürst-Primas Dalberg rechnete.