Von Jean Paul an Friedrich Thiersch. Bayreuth, 8. August 1819.
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[Konzept]
Meine Hochachtung gegen Ihre Verdienste um die Gelehrtenwelt
und meine Dankbarkeit für die um meine Sprachforschung hab’ ich
freilich erbärmlich ausgedrückt durch mein elendes Schweigen auf290,5
[Ihren] liebevollen Brief des vorigen
Jahrs. Leider schreibe ich
eben immer weniger Briefe, je mehr
ich bekomme. Indeß innerlich
hab’ ich dem Ihrigen Antworten
genug gegeben. Damit es nun
auch äußerlich geschehe, geb’ ich
meinen Aufsatz als ein vermehrtes
Werkchen heraus, worin ich auf Docens etc. Einwendungen
mit
290,10
meinen antworte oder auch zuweilen mit Ja. Jetzo
bitt’ ich Sie zu
entscheiden, ob Sie mir Ihren Brief, den
Sie dem Morgenblatt
zu geben mir erlaubten, zum treuen
Abdruck (sogar des Griechi-
schen) in meinem Büchlein vergönnen
wollen, oder ob ich nur ein
zelne
Einwendungen daraus heben soll. Die Wortfüge-Sache muß290,15
jetzo zu Ende gestritten werden. Mein Schweigen, das blos durch
die Überfülle einer Antwort, wenn es eine Ihrer würdige sein
sollte,
entstanden ist.
[Die] Auseinandersetzung dieser
Wörter-Eheprozesse
ist eine der schwierigsten in der
ganzen Sprach-Erbmasse.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Friedrich Thiersch. Bayreuth, 8. August 1819. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VII_556
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K (nach Nr. 551): Thiersch in München den 8ten August. B: IV. Abt., VII, Nr. 148. A: IV. Abt., VII, Nr. 213. 290,7 Indeß bis 15 soll.] zuerst Jedoch war meine schriftliche Antwort für Sie schon in meinem Innern fertig geschrieben. Jetzo kommt nun meine Heirath-Ordnung als einzelnes Büchlein heraus, worin ich nun auf die Einwendungen von Dozen, Grimm p. meine Antworten geben werde und auf Ihren Brief besonders. Ob in ihm gleich die Erlaubnis eines besondern Abdrucks im Morgenblatt steht: so muß ich doch die um den im Büchelchen von Ihnen abholen. Sagen Sie Nein: so heb’ ich blos Ihre Einwürfe heraus und antworte so gut ich kann, und gebe zu wie ich muß.
Der Brief wurde dem nach Franzensbad verreisten Thiersch dorthin nachgesandt; vgl. Nr. 566.