Von Jean Paul an Luise Förster. Bayreuth, 4. Februar 1823.
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Ich wollte, unvergeßliche Luise, ich wäre mein Kupferstich und sähe
auf Sie herab, nämlich vom Nagel an der Wand! Ich hätte viel
vom
vorigen Frühling wieder. Aber ich kann mir ja im
nächsten etwas davon215,5
zurückholen — — Und ich wäge noch
immer in mir ab, ob ichs nicht
thue.
Der Winterfeldzug meines Körpers gegen den strengen Mai-Gegen
füßler (den ich Ihnen schon in Dresden prophezeite) hat mir
eine
Versicherunganstalt für längeres Leben zurückgelassen,
welche ich215,10
keinem einzelnen Arzt verdanke — da ich
nie einen gebraucht — sondern
vielen Aerzten auf einmal,
nämlich gedruckten, d. h. meinem Studium
der
Arzeneikunde.
Sie schrieben mir nichts von den Velthusen? — Was macht Vogel?
besonders mit meinem Bildchen? — Was Aderhold? Besonders die
215,15
Geschiedene? — Was Tieck
nach einem Giftwinter für ihn? — Böttiger
— der mich mit dem gewandten Scherze seines Gedichtes sehr
erfreute
und dem hier seine Handwerkgenossen so wenig das
Leichte als sonst das
Schwere nachzumachen vermögen werden —
hat schon so viele von mir
zu grüßen bekommen, daß Sie außer
den obigen Genannten blos noch215,20
Malsburg, Kalkreuth, Loeben, die Finkenstein nebst Tiecks Töchtern
und Therese v. Winkel zu grüßen
brauchen, wenn Sie mit letzter in
Verbindung stehen. Ja, noch an Jemand wünscht’ ich durch
Sie einen
Gruß zu bringen, — in der gewissen Voraussetzung
Ihrer noch fort
dauernden, sehr nahen
Verhältnisse mit ihm — nämlich an Ihren — —215,25
Mann, der
mir so freundlich geschrieben und geblieben.
Könnten Sie mir denn nicht antworten auch bei der größten Wahr
scheinlichkeit — die ich zur Wahrheit
machen muß —, daß ich Ihnen
nicht eher etwas darauf
erwiedern werde als lang und dick in Person
vor Sie
postiert?215,30
Lebe jedes Herz froh um Sie und Ihres ohnehin!
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Luise Förster. Bayreuth, 4. Februar 1823. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VIII_358
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Dresden. 4 S. 8º. K (nach Nr. 359): Die Foerster in Dresden 4ten Febr. i: Wahrheit 8,313. J: Vossische Zeitung, 8. Juni 1913, Sonntagsbeil. Nr. 23. B: IV. Abt., VIII, Nr. 224. A: IV. Abt., VIII, Nr. 239. 215,29 erwiederen H 30 Sie] aus Ihnen H
Luise Förster hatte auf Böttigers Wunsch die Abschrift eines Gedichts gesandt, mit dem er (Böttiger) ihrem Manne bei der Silvesterfeier des Dresdner Liederkreises das Bildnis J. P.s überreicht hatte. 215, 14f. Vogels Bildchen: vgl. 184, 24f.†. 15f. Aderholds hatten sich scheiden lassen, vgl. 175, 4—6. 26 Mit „Mann“ beginnt die 4. Briefseite. Karl Förster hatte geschrieben, er habe mit Genuß und Rührung den 3. Band des Kometen gelesen, namentlich dessen Schluß.