Von Jean Paul an Friedrich Köppen. Bayreuth, 6. April 1821.
Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.
[Kopie]
— die M[ünchner]
Literatur
Z[eitung], die im vorigen Jahr
als
Drilling hier war etc. ... Sie vermuthen, im 3ten Band vollende mein
Weltkörperchen seinen Umlauf. Himmel! In jenem werden erst
einige108,5
Grade durchlaufen, um sich nur der Sonnennähe
zu nähern. Hätt’ ich
nur Zeit, nämlich Lebens Zeit genug für
ihn, so wie für die Flegeljahre!
Ladungen aller Art einzunehmen, wär’ er breit genug; aber
wie gesagt,
ich sterbe zu bald und muß mir noch ohnedieß ein
Paar Stunden
Schreiben über Religion und Philosophie
aufsparen. Über beide werd’
108,10
ich kühner zu reden haben als Sie glauben, und
Dämpfer und Schleier
werden gegen das Aergernis kaum
hinreichen. — Noch immer fehlt mir
das geräumige Fahrzeug,
so viele Bemerkungen, Einfälle und Satiren
verrosten mir als
Ladenhüter.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Friedrich Köppen. Bayreuth, 6. April 1821. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VIII_167
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K: Köppen 6ten April. i 1: Wahrheit 8,277×. i 2: Denkw. 3,322×. B: IV. Abt., VIII, Nr. 92. A: IV. Abt., VIII, Nr. 103.
Köppen hatte geschrieben, daß er den Kometen sowie das Buch über die Doppelwörter in der Münchner Literaturzeitung besprechen werde. (Vgl. den Schluß von Nr. 168.) Er begreife nicht, wie im Kometen alle Abenteuer von Nikolaus’ Reise in ein weiteres Bändchen gepackt werden könnten. Er hatte das Steckenbleiben der Flegeljahre bedauert und gewünscht, J. P. möge für seinen überreichen Geist einen recht ausgewachsenen Körper finden, der allen Torheiten und Tollheiten der Zeit zu Leibe ginge. Auch hatte er die ihm durch Max bekanntgewordene Absicht J. P.s, ein philosophisches Werk zu schreiben, erwähnt. — Wie aus A hervorgeht, sprach J. P. noch den Wunsch aus, mit Köppen am gleichen Ort zu leben, und ließ dessen Frau grüßen.