Von Jean Paul an Sophie Rosine Richter. Leipzig, 14. April 1783.
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Ich habe Ihnen wenig zu schreiben; darum nehme ich nur ein
Stükgen Papier — werden Sie daher nicht bös darüber, so wie 62,15
Sie es über meinen vorigen Brief wurden. Sie haben mir eine
Strafpredigt gehalten, damit ich in Hof eine Buspredigt halten
sol.
Sie glauben, es ist so leicht ein satirisches Buch zu
schreiben. Denken
Sie denn daß alle Geistliche in Hof eine
Zeile von meinem Buche ver
stehen geschweige
machen können? Glauben Sie, daß ich umsonst soviel 62,20
dafür habe bezalt erhalten? Und daß der Pfarrer in Rehau und der
Doppelmaier die Sache nicht verstehen, welche mich so sehr
deswegen
loben? Wenn ich nun Theologie studirt hätte, von was wolt’ ich
mich
denn nären? Noch einmal: die Erlaubnis zu predigen kostet
ungefär
14 fl.; fragen Sie nach. Ich verachte die Geistlichen
nicht — allein ich 62,25
verachte auch die Leinweber nicht,
und mag doch keiner werden. —
Ihnen hab’ ich deswegen kein Buch
geschikt, weil es Ihnen zu nichts
helfen würde. Ich getraue mir
noch Bücher zu schreiben, wo ich für ein
einziges so kleines
wie das iezige 300 rtl. sächsisch bekomme. — Weil
Sie auf Ihre 2 vorigen Briefe nicht Franco gesezt haben, so must’62,30
ich es bezalen;
die Posten machen es nicht anders. — Wenn der arme
Heinrich
hole Zäne hat, so kaufen Sie in der Apoteke Kampher-
spiritus. Er sol sich doch nicht vom
Gotlieb verführen lassen, sagen
Sie ihm — ich habe ihn so lieb; und würde mich ärgern, wenn ich
sähe zu Pfingsten, daß er faul wäre. Wenn er geschwind
studirte, so 62,35
könte ich ihn auf der Universität
unterstüzen. — Das Lexikon kan ich
unmöglich schikken; ich
brauche es selbst. — Ihnen ists nicht recht, daß 63,1
ich spashafte
Bücher schreibe; und Sie schreiben doch spashafte Briefe;
über
das Ende Ihres lezten muste ich lachen. — Schikken Sie durch
den
Boten diesen Brief an meinen Freund Doppelmaier, der in
5. Wochen Schwarzenbach verlassen wird. Ich bin
63,5
gehors. Son
Richter
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Sophie Rosine Richter. Leipzig, 14. April 1783. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=I_37
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Goethe- u. Schiller-Archiv. 2 S. 12°. J: Wahrheit 3,319f.× (undat.). 63 , 7 Son] aus Diener
Datiert nach dem folgenden Brief.