Von Jean Paul an Johann Gottfried Cloeter. Hof, 18. Februar 1790.
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Ich hätte längst geschrieben, wenn ich nicht gehoft hätte Sie würden
schreiben. Denn [ich]
möchte bald erfahren, wie Ihre Bemühungen
um das Logis gelungen
und w[enn] ich es beziehen sol. Unter bald
282,5
mein’ ich den Montag. Denn obgleich meine Allodial-
und Feudal
güter auf einen Kinderwagen zu
bringen sind und mein Güter- und
Warenbuch in Sedez ist: so
möcht’ ichs doch am Montag wissen … es
steht nicht in meiner
Gewalt, meinen neulichen Entschlus zu ändern.
Über die
pädagogische Jahresgage Ihrer beiden Freunde bedarf es
282,10
keines neuen Unterhandelns, da beide sie blos
verhält[nismässig] mit
Ihrer d. h. viel kleiner zu geben brauchen. Wahrhaftig, es ist
leichter
ein Geschenk als eine Bezahlung von einem Freund
anzunehmen. …
[Als] mein Bruder starb, glaubt’ ich nicht,
daß noch ein Tag kommen
könte, der das Herz mehr zerquetschte; aber der Tag kam,
[Herman]
282,15
starb an seiner mit
[?] einem Stekflus beschliessenden
Hypochondrie,
[mein] von der Natur geliebter, vom Glük
gehaster Freund. Ruhe
sanft aus von den Stössen des Glüks, von
der Ungerechtigkeit der
Höfer, für deren Stipendien du nicht
reich und dum genug warst, und
von den Foltern eines hypochondrischen verwitternden Körpers …
282,20
lernen Sie nie den Werth der Freunde durch ihren
Verlust empfinden.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Johann Gottfried Cloeter. Hof, 18. Februar 1790. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=I_305
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K: An Klöter den 18 Febr. i: Wahrheit 4,169 u. 161.
Vgl. zu Nr. 271. Johann Gottfried Cloeter, geb. 1741 in Naila als Sohn eines Strumpfwarenhändlers, gest. in Schwarzenbach 1822, fürstl. Schönburgischer Amtsverwalter in Förbau und Schwarzenbach, Besitzer des Eisenhammerwerks „Wendenhammer“, reformiert (s. 286, 29f.), hatte aus seiner am 17. Aug. 1777 geschlossenen Ehe mit Anna Margaretha Frank aus Schwarzenbach 11 Kinder (7 Knaben, 4 Mädchen), von denen die 5 ältesten Jean Pauls Unterricht genossen (von Völkels Kindern nur 2, von Vogels 1); vgl. die von dem zweitjüngsten Sohne, Flamin Cloeter (s. III. Abt., VI, 187, Nr. 472†), verfaßten „Erinnerungen eines alten Mannes aus der Zeit der Wiedererweckung der deutschen Turnkunst 1817—1818“, Hof 1878, S. 13f. 282, 14 Bruder: Heinrich, s. zu Nr. 281. 19 Stipendien: s. zu Nr. 112.