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Korrespondenz

Von Jean Paul an Johann Bernhard Hermann. Töpen bei Hof, 20. Juli 1788.

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[ Töpen, 20. Juli 1788 ]

Zieh daraus eine Folge. Da seine [Ottos] Brüder die Unter-
stüzung errathen müssen, weil sie sich für deine Seitenlehnen
halten — da er dir iede dankbare Abhängigkeit als die von ihm er245,5
sparen wil — da er sich und dir deine Unterstüzung erschwert: so
schrieb ich etc. daß der medizinische Sieg deiner Kentnisse über ihre
Bekantschaft etc. zweifelhaft sei. Und da nur die triumphiren durften,
die eine gewisse Zahl getödtet zu haben beschwören konten: so trium
phirst du nicht. — Zu ihrer Freude über deinen Zugang zu Delius 245,10
geselte sich eine wünschende Hofnung, daß seine Tochter deinen Zugang
nicht erlauben sondern verdienen möchte. Unterstreiche das Wort
Tochter.... Zu andern mus man sagen: sei was du scheinst; zu dir:
scheine was du bist. Erdulde noch einmal wie ein Man das Alpdrükken
des Schiksals: es wird dich einmal iemand bei Namen nennen, du245,15
wirst die Augen aufschlagen und stat der quetschenden Gespenster die
Sonne erblikken — Frage deine leisern Empfindungen, ob nicht eine
Rache für die O[ttoische] Verzögerung die Stimme zum Einfal des
Davonlaufens mit giebt...Die gebratne Taube einer Erbschaft flog
ihm [?] in den Mund..... Tridrama: Streit des Erzengels Michael 245,20
mit den Teufeln um den Leichnam des Heerführers Moses... Es sol
mich der T. todt oder lebendig holen, wenn mich nicht gereut ein
Wort zu seiner Vertheidigung gesagt zu haben, nicht weil ich über
zeugt bin sondern weil ich Sie nicht überzeugt und nicht beweisen
konte, daß 2 · 2 = 4 ist. 245,25

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Johann Bernhard Hermann. Töpen bei Hof, 20. Juli 1788. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=I_226


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 1. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1956. Briefnr.: 226. Seite(n): 245 (Brieftext) und 489 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

K: An Herman den 20 Jul. i: Wahrheit 4,126× (mit Nr. 220 vereinigt). B: IV. Abt., I, Nr. 78. A: IV. Abt., I, Nr. 82. 245,20 ihm] oder ihnen

Hermann erhielt den Brief erst am 9. August. Er war durch das Ausbleiben der ihm von Christian Otto versprochenen Unterstützung in die ärgste Not geraten und drohte davonzulaufen. Auf diesen Brief bezieht sich wohl die Stelle in Hermanns Brief vom 21. Aug. 1788: „... da ich seithero in der Meynung stand, daß dein: ‚Otto hat die O.... [Ottoin?] ersucht um …, und den Erfolg kanst du errathen‘ — so viel heissen sollte, als du wirst 50—100 oder 200 fl. erhalten...“ (Schreinert S. 138.) 245, 7f. ihre Bekantschaft: gemeint sind wohl die Joerdens, vgl. 107, 7† u. 219, 22. 245, 10 Heinr. Friedr. von Delius (1720—91), Professor der Medizin in Erlangen, den Hermann besucht und wegen seines Vorhabens, Dozent für Chemie oder Physik zu werden, konsultiert hatte. 19f. Erbschaft: es scheint sich um eine den Ottos durch den Tod einer Bergrätin zugefallene Erbschaft zu handeln (Schreinert S. 133); vgl. 249, 15. 20f. Vgl. A: „Das Tridram hat mir ausserordentlich wohl gefallen. O wenn ich nur einen ganzen, aber auch geschliffenen, nicht höckrichten Spiegel statt eines solchen Trumms hätte. — Ich und du sind ein Paar Genie, dies beweist unser gleiches elendes Schiksal...“ Leider hat sich nichts davon erhalten. Ich vermute, daß darin, anschließend an Epist. Judae 9, Richter als Erzengel Michael Hermann (Moses) gegen die Angriffe zweier Hofer Nörgler verteidigte. Vielleicht stammen daraus die Worte, die Hermann in seinem Brief vom 21. August 1788 zitiert: „der hat ka bisla Welt“ — „er liebt Belletrie, Annulum Platonis p.“ (Schreinert S. 139f.) Vgl. auch 272, 8ff.