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Korrespondenz

Von Jean Paul an Rahel Levin. Berlin, 6. November 1800.

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Berlin. d. 6. Nov. 1800.
15,23

Geflügelte! — in jedem Sin; denn hier hätten Sie noch einige
Wintermonate lange Ihre Reiseschwingen zusammengelegt behalten15,25
sollen. Mit unbeschreiblichen [!] Interesse hab’ ich einige Ihrer
Briefe von Ihrer Freundin, die sie so sehr verdient, gelesen; aber mit
eben so vielem Schmerz. Sie behandeln das Leben poetisch, und das
Leben daher Sie. Sie bringen die hohe Freiheit der Dichtkunst in
die Gebote der Wirklichkeit und wollen die Schönheiten dort, auch als15,30
Schönheiten hier wiederfinden; — aber die poetischen Schmerzen
sind, in die Prosa des Lebens übersezt, rechte wahre Schmerzen. —
Vor der Muse ist der Teufel schön und die Parze; aber sie wohnet
nur in uns, und der Teufel so oft ausser uns und hat dan keine milde16,1
Beleuchtung.


Leben Sie froh unter einem Volke, das Sie besser fassen werden als
dieses Sie. Schreiben Sie mir, aber kein Brief wird mir gefallen als
der längste. —16,5


J. P. F. Richter

[Adr.] Demoiselle Levi.
Zitierhinweis

Von Jean Paul an Rahel Levin. Berlin, 6. November 1800. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=IV_20


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952. Briefnr.: 20. Seite(n): (Brieftext) und (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Berlin Varnh. 213 (derzeit BJK). 3 S. 8°; Adr. auf der 4. S. K: Levi 6 Nov. J 1: Berlinische Blätter f. deutsche Frauen, hgb. von Fouqué, 9. Bd., 1829, S. 56. J 2: Briefwechsel zw. Varnhagen u. Rahel, 1. Bd., Leipzig 1874, S. 95. A: IV. Abt., IV, Nr. 58. 15,33 Vor] aus In H 16,1 dan] nachtr. H

Vgl. Bd. III, 347,20, 352,20†. Über die Beziehungen zwischen Jean Paul und Rahel s. meinen Aufsatz „Ein ungedruckter Brief Rahels an Jean Paul“, Zeitschr. f. Bücherfreunde, N. F. 11. Jg., 1919/20, S. 279—282; s. auch Persönl. Nr. 167, S. 100f. 15, 27 Freundin: Frau v. Boye, s. 8,17 .