Edition
Korpus
Korrespondenz

Von Jean Paul an Christian Otto. Hof, 26. Februar 1795.

Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



[ Hof ] d. 26 Feb. 95.
55,34

Gestern machte ein ordentlicher tüchtiger 6 Wochen auswärts ge55,35
wesener Kopfschmerzen, daß ich mein Wort nicht hielt; ich wolt’ aber,
ich hätt’ es vorgestern auch gebrochen. Ich erinnere mich dunkel, wie56,1
dunkel, hingeworfen, unbestimt und (der Eile wegen) grel alles ist; ich
habe aber die Entschuldigung deiner eignen Abmachung von etwas
Besserem und die Gewisheit für mich, daß ich ja deinen Aufsaz noch
einmal und ausserhalb den Amnioshäutgen der blauen Papiergen56,5
erblicke.


Mein jeziger über die Phantasie hat eine genaue Gedankenfolge,
aber ich habe (seiner abscheulichen Länge wegen) die Ringe, woran sich
mehrere Ketten zusammenheften, ausgelassen; und überhaupt dem
Leser zugemuthet, sich einen eben so grossen Aufsaz selber dazu zu56,10
machen. Schaden wirds mir, daß ich dir jezt, da ich dir sonst lauter oft
umgeackerte Sachen gab, 2mal hintereinander 1mal bearbeitete schicke.


Dein hier folgender Traum ist meiner Abhandlung wie das Blumen-
exemplar der botanischen Beschreibung im Herbario beigelegt. Ich
habe einiges Wenige (nach deiner Erlaubnis) im Traum (und im56,15
andern Aufsaze) verändert und blos an meinem vorigen Lobe hab ich
nichts geändert. Auf der 9 Zeile der 2 Seite des Traums ist es ein
wenig dunkel.


Jezt aber mache dich auch an meine Sachen und gewöhne mir die
Fertigkeit zu warten, die ich mir jezt erworben, nicht durch eine zu56,20
grosse Uebung derselben wieder ab. Ueber die Biographie möcht ich
zuerst dein Wort haben. Guten Morgen.


Richter
Zitierhinweis

Von Jean Paul an Christian Otto. Hof, 26. Februar 1795. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=II_68


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958. Briefnr.: 68. Seite(n): 55-56 (Brieftext) und 407 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Berlin JP. 1½ S. 4°. K (nachtr. im 4. Briefbuch nach Nr. 69) ohne Überschrift. J: Otto 1,184×. A: IV. Abt., II, Nr. 27. 56,4 für] aus vor H

Mit dem Aufsatz „Über die natürliche Magie der Phantasie“ (I. Abt., V, 185—195). 56, 21 Biographie: Fixlein.