Von Jean Paul an Helene Köhler. Franzensbad, 11. August 1797.
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Beinahe hätt’ ich mich gestern vom Schiksal und vom Grafen
v.
Schönburg nach Karlsbad auf Einen Tag führen lassen. Ich
wünschte, Sie tränken 4 Poststazionen näher und wären hier
unter359,20
dem Schwalle meiner Bekanten. Ich bekomme hier
am Brunnen
immer mehr Gesundheit und Freude, obgleich die
Schönheiten der
Karlsbader Berge und Musikanten fehlen. Der
alte biedere Dörfler
übergab mir Ihren Brief mit vielem Antheil an Ihnen.
Morgen geh ich nach Hof. Meine Reise nach Karlsbad hängt von
359,25
einem Gewebe vielfacher Kleinigkeiten ab — oder
Wichtigkeiten:
H. Stichert mus mich mit nehmen — die
Prinzessin von Koburg, die
mich in Hof oder dort sehen wil, mus
nicht unterweges sein — die
Fr. v.
Berlepsch mus nicht gerade in Hof eintreffen. —
Ich endige mit lauter Wünschen für Ihre Freude. Sie verdienen359,30
für so viele leere abgeerntete Jahre vol scharfer Stoppeln
einmal den
monatlichen Spaziergang durch Blumenebenen. Der
Himmel geb’
Ihnen Freuden und Menschen, und das ofne Herz, sie
zu geniessen, und
das Gedächtnis, sie zu bewahren.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Helene Köhler. Franzensbad, 11. August 1797. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=II_675
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Germ. Museum, Nürnberg. 2 S. 8°; auf der 4. S. Adr.: Demoiselle Koehler Karlsbad. 359,19 führen] aus verführen 28 die] der
Zu Helenens Geburtstag (13. Aug.). 359, 18f. Vielleicht Otto Karl Friedr. Graf von Schönburg-Waldenburg (1758—1800), zu dessen Gebiet Schwarzenbach gehörte. 27 Stichert: Helenens Schwager, s. Bd. I, zu Nr. 401. Prinzessin von Koburg: wohl Auguste Reichsgräfin von Reuß-Ebersdorf, die zweite Gattin des Erbprinzen, späteren Herzogs Franz von Koburg, eine „brünstigste Leserin“ Jean Pauls (J. P. an Otto, 3. Nov. 1802).