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Von Jean Paul an Anna Amalia. Hof, 29. August 1796.

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[ Hof, 29. Aug. 1796 ]
239,5

Für die Blumen der Freude hat der Mensch keine Blumenmonate
sondern nur Blumentage — deswegen solte er besser die Kunst studieren
die transszend[enten] so gut aufzutroknen mit allem Farbenschmelz wie
die botanischen. Dan wird der Tag ein verkleinertes Leben wie das
Blat ein verkleinerter Baum ist. Die Tieff[urther] Freudenflora um 239,10
Ihr[o] Durchlaucht hat der Blumist, der neben Ihnen herbarisierte,
noch vortreflich konserviert mit so frischen Farben im Kopf als wären
alle erst heute gebrochen. Ich weis noch recht gut, daß dieses Tempe
wie das griechische sich in [der] Welle spiegelt [?] die es verdoppelt —
daß dieses Ermenonville wie das andre sich mit dem Denkmal einer 239,15
hohen aber emporgeflognen Seele schmücket, die einer schönern
Unsterblichkeit würdig ist als der des Namens — und ich weis noch,
daß Sie die über uns glauben ohne sich an der kleinen auf der Erde zu
begnügen — Und die dankbare Nachzählung dieser glüklichen Minuten
vermehret sie alle mit d[er] glükl[ichsten]. Sie sind des Lesens längerer239,20
Dankadressen zu sehr gewohnt um nicht eine kurze von 4 Seiten zu
vergeben.

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Anna Amalia. Hof, 29. August 1796. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=II_393


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958. Briefnr.: 394. Seite(n): 239 (Brieftext) und 473 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

K (nach Nr. 394): An die Herzogin [nachtr. Mutter] in Weimar 29 Aug. 96. i: Wahrheit 5,156 (26. Aug. 1796). A: IV. Abt., II, Nr. 141.

Vgl. zu Nr. 367. Ludwig von Oertel schreibt im Brief an J. P. IV. Abt., II, Nr. 128 (6. Aug. 1796): „Neulich in Tieffurth sprach Amalia viel und mit großer Achtung von dir, ich meynte, du habest ihr directe, oder durch die Ostheim geschrieben, und fragte, ob meine Vermuthung gegründet sey. Ihre Eigenliebe wurde nicht wenig gereizt, sie fragte schnell, ob du die Idee gehabt hättest, und drückte sich folgendergestalt aus: ob sie wohl fähig sey, einen [!] Jean Paul gehörig zu antworten.“ 239, 15f. Ermenonville: Rousseaus letzter Zufluchtsort. Im Tiefurter Park steht ein Denkmal des 1785 bei einem Rettungswerk ertrunkenen Herzogs Leopold von Braunschweig; vgl. Nr. 395.