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Korrespondenz

Von Jean Paul an Christian Gottfried Schütz. Hof, 18. November 1795.

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[Nicht abgeschickt?]

Hof im Voigtland d. 18 9bre 1795 .
132,2
Wolgeborner Herr,
Hochzuverehrender Herr Hofrath,

Vielleicht fangen in dieser Minute 100 Autores mit mir ähnliche132,5
Briefe an; aber so viele Beispiele können einander nicht entschuldigen,
sondern müssen eher einander verklagen. Gegenwärtiges Buch theilt
nicht mit dem Hesperus die Bitte eines beschleunigten Urtheils; denn
es hat mit ihm keine einzige Entschuldigung einer solchen Bitte
gemein. Es kan nicht wie der Hesperus sagen, daß es in drei Theilen132,10
in die Welt — und nicht in den Meskatalog gekommen — oder daß
es wenig für Kurrent-, Kanzlei- und Reichsgerichtliche Wezlaer
Leser passe (denn diese könten es eben so leicht machen als lesen) oder
daß hier durch ein schnelles Urtheil ein spätes über einen Vorfahrer
zu erstatten sei (denn über den Hesperus ist noch keines da, also auch132,15
kein spätes). Die Bitte des Verfassers kan mithin in nichts bestehen als
in einer Wiederhohlung einer veralteten. Es wird immer Zeit genug
sein, die Bitte um das citissime und instantissime in Rüksicht dieses
2ten Werkgens vorzutragen, wenn er das dritte schikt.


— Verzeihen Sie vortreflicher Man, an den ich in einer bessern132,20
Angelegenheit zu schreiben wünschte als in der meinigen, verzeihen
Sie meiner Tachygraphie die Hofnung ihrer Erwiederung. Der Weg
von der Hofnung zum Rechte ist sehr weit. — Es ist wider mein
Gefühl, daß ich blos bei einer solchen eigennüzigen Gelegenheit und
nicht in dem schönern Verhältnisse und Bündnisse, das Ihre Schriften132,25
zwischen Ihnen und dem Leser schliessen, die warme Achtung offenbare,
womit der höhere ästhetische Purismus Ihrer Werke einen
Menschen, der die Erweiterung unsers Innern für alle Systeme und
Schönheiten und Karaktere für die hiesige Bestimmung hält, immer
erfüllet hat und erfüllen wird. Desto jämmerlicher klingt es, wenn ich132,30
dieses reine Gefühl des Herzens, wegen des Endes des Briefes, in die
epistolarische Versicherung verkleiden mus, daß ich die Ehre habe, mit
volkommenster Hochachtung zu beharren



Ew. Wolgeboren
gehors. Diener132,35
J. P. Fr. Richter.

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Christian Gottfried Schütz. Hof, 18. November 1795. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=II_197


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958. Briefnr.: 198. Seite(n): 132 (Brieftext) und 434 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Berlin JP. 4 S. 4°. Vermerk von Ottos Hand: An Moriz. von anderer Hand verb. in Schütz. J: Wahrheit 5,79. 132,16 mithin] aus also

Vgl. Nr. 120†. Für Nichtabsendung spricht das Vorhandensein von H in Jean Pauls Nachlaß und das Fehlen im Briefbuch; vgl. aber FB Nr. 7. Es handelt sich um Quintus Fixlein. Die Rezension des Hesperus erschien in Nr. 317 der Allgemeinen Literaturzeitung vom 26. Nov. 1795, die des Fixlein in Nr. 143 vom 10. Mai 1796 (beide wahrscheinlich von Jacobs); vgl. Nr. 200 und 218.