Von Jean Paul an Christian Otto. Weimar, 20. Januar 1800 bis 6. Februar 1800.
Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.
284,22
Lieber Otto! Denk’ aber nicht, daß du den Brief schon hast; der
Himmel und die arbeits-schwangere Zukunft wissen, wie
lang’ er284,25
liegen bleibt. Heute sandt’ ich den
Postpferden einstweilen 6 Briefe.
An dich und Jakobi
erlass’ ich die längsten; an diesen keine Fakta
sondern Betrachtungen. So wie jezt thut es einem wohl, wo
man frei
in seinen epistolarischen Wellen treibt und
plätschert und keinen Post
bericht als
Lettre de cachet befürchtet.284,30
Heute wil ich dir noch nichts beantworten, sondern nur erzählen. —
Ein kantianischer Tropf lies an mich und Herder ein dummes Send-
schreiben drucken; die Palingenesien betreffend; er heisset D. Erhard.
Er sol nie merken, daß ich den Narren gelesen. Ein edler
Ungenanter
schikte mir und Herder seine Archimetria zu (gegen die
heutige
285,1
Philosophie) und redet mich im deutschen Präambulum an. —
Die
Berliner Zensur verbot dem Leichenprediger des
Fürstenmagens die
Kanzel; er besteigt sie aber mit der Predigt in Erfurt, wo ich den
Clavis Fichtiana seu Leibgeberiana drucken lasse (nach
Verhältnis
285,5
des weiten Druks fast 7 Ld.
pr. Bogen), weil man mirs hier und
Jakobi mir gar
gerathen, es 2mal, 1. im Titan, 2. besonders, mit
Zusäzen, zu geben, was geschehen kan. Der freieste Umris des her
lichen beinahe durch den Mittelpunkt des Geisterglobus durchgraben
den Fichte ist gar noch nicht gegeben
und bekant; aus der „Appellazion“
285,10
ist nur Misverstand zu holen, und ohne Kentnis des
spinoz. und
kritischen Systems ist kein Wort von ihm zu fassen. — Herders
Metakritik verliert gegen den leeren Syllogismus; aber
sein Geist,
ohne Worte gewogen, hat mehr Recht als die Kantianer
fassen, ob er
gleich auf jedem Bogen, wegen seines Mangels an
philosophischer285,15
Reflexion und Abstrakzion, zu
bekriegen ist. — Man dingt ihm mühsam
einen Saz ab. Bei
der Edizion seines „Gott“ wunderte er sich, daß die
geschriebnen Anmerkungen seiner mir immer mehr liebern
[!] Frau
mit meinen zusammenträfen; — der Gute! Ich wolte
schwören, sie hat
ihre nach meinen geschnitten, um ihn
eher aus Sorge für seinen285,20
Lorbeer, zur Rüksicht auf
meine zu bereden. — Der 1 Band des
Titans ist schon abgedrukt, in 3 Ausgaben.
d. 30 J.
Heute verhoft ich von Emanuel eine Antwort, von dir eine
Frage.
285,25
Ich bin entsezlich in epistolarische Geschäfte u.
a. verschlungen. Wegen
Matzdorf — ich hab’ ihm vor deinen
Briefen meinen Zorn vorgehalten
286,1
und ihm den Druk der Subskribenten verboten — der Schelm
ent
schuldigte sich ziemlich und
that so kläglich daß ichs ihm wieder erlaubte.
Die Frau
schikte mir einen Ring. Erst im Mai geh ich nach Berlin.
— Es fuhr jezt schon das alte rauhe Gefühl in mir über den Wust286,5
empor, den ich dir zu schreiben habe bis morgen: als ich
mich linderte
durch den neuen Vorsaz, daß es erst nach 8
Tagen abgehen sol; jezt
geniess’ ich das Schreiben wieder.
Von meiner C. wil ich einige Tage
später reden, wo dir vermuthlich schon neue Entwiklungen
zu geben
sind. Den Wust weis ich voraus, weil ich immer mit
einem Wort in286,10
jeder Woche das notiere was ich dir
zu notieren habe. Mach’ es auch
so und schreibe mir viel
höfer Gacetten; sonst erfahr ich nichts, da
meine lezte und reichste Korrespondentin fort ist.
Meine Seele regt sich sanft in Wünschen für diese Gute. Möge sie
recht glüklich sein in meinem Geburtsort und jeden Tag mehr verdient
286,15
werden von W[ernlein]! — Sie hat eine
zarte feste Weiblichkeit, und
einen Werth, der eine 10jährige Beobachtung vertrug; und
vielleicht
ausser einigen Lenetten-Launen keinen
Fehler. Du hättest dich an ihrem
Tagebuch erquicken sollen
wie ich. — Sie sol mir ja bald schreiben.
Bei der herlichen Herder wolt ich noch sagen, daß mein
An-
286,20
spacher Bruder schon zum 2ten mal an sie geschrieben, daß sie ihm
1 Ld’or geschikt — die
Schlechten! Ja sie wolte mehr für ihn zusammen
machen. Er wil Apotheken-Schulden haben.
Und doch gieng bisher oft das wehmüthige Gefühl mit mir herum,
daß ich dem andern in Hof gar
nichts gäbe. Wär’ er nur etwas besser
286,25
und köntest du mir es schreiben: ich schikte dem
Unglüklichen etwas. O
ich hab ihn recht geliebt — und bei
Gott jeden, und mein Herz (wenn
auch nicht mein Kopf) kan
nichts dafür, wo ichs nicht mehr kan.
An der 2ten Edizion des Quintus wird gedrukt. — Bei der
Edizion
meiner opera omnia werd’ ich
nach dem Geschrei aller dieser Spiz-
286,30
buben nicht viel fragen. Ich
bin in meinem Innern dadurch gerecht
fertigt, daß ich dum war und nie die Zahl der
abzudruckenden
Exemplare bestimte, worauf alles ankomt
und dessen Unterlassung die
2ten
Auflagen verschiebt. —
Bayreuther Bier gebe mir Bayreuth. Sechs und sechzig hiesige
286,35
Groschen Postgeld kosteten
mich 32 gothaische Maas Waizenbier,
das man mir
zu[ge]sandt; die Maas selber kostet
an Ort und Stelle
2 gr.; hier noch die Akzise etc.
Wenigstens nicht theuer ist solches287,1
Gesöf.
Müllers Schweizer Geschichte pries Woltman in der Litteratur
Zeitung; darauf pries jener diesen und sagte, er
käme gleich nach
Müller. Allemal antiphonierende Sieges Chöre sind jezt
die Rezen287,5
sionen. Indes hab ich
die Jugendbriefe Müllers im deutschen Magazin
gelesen — es ist ein genialischer Göttersohn.
Herold sol mir und (damit wil ich locken und reizen) der
Oberhof-
meisterin der Prinzessin — ich sagte,
nur durch ihn wär’ ein Kanal
dazu — und der Schroeder — der er neulich 4 enge Quartseiten
287,10
douceurs übermacht — in allem 100
Frankfurter Federn schicken
für Geld. Bitt’ ihn. Keine Federn als eben seine
schreiben so
scharf.
Deine neue Umarmung Oertels hat meine ganze Seele erfreuet.
Ihr wisset eigentlich kaum, warum ihr auseinander
geflattert seid,287,15
wenns nicht euere Aehnlichkeit
ist.
Denn in dir und ihm regiert dieselbe seltene Kraft der Ehre ohne
die keine Moralität möglich ist und die doch 〈sogar bei
Albano〉 so
nahe an den Egoismus streift — was ich Oertel erst
neulich vorgewor287,20
fen —; nur bei
dir ist er durch eine seltene Ausnahme auch nicht im
kleinsten Zuge. Dein Styl hat euch geschieden; und hier wil ich eine
Anmerkung, die ich bei deinem sonst schönen Briefe an C. und bei
deinen Dialogen mit wichtigen Menschen oder über wichtige
Sachen
öfters machte, dir fragweise geben: du
tournierest und drehest nämlich287,25
deinen Ausdruk zu
lange und oft bis zur Spizfündigkeit, bis zur Feinheit
ohnehin; und du wilst dan (wie Emanuel zuweilen, aber
doch anders)
die Empfindung etc. ausdrücken durch das Sprechen über
den Ausdruk
derselben. Sei einfacher (wie in den Briefen
an mich); der Fehler ist
leichter zu lassen als zu machen,
er vergeht wie der der Jugend oder287,30
des
überströmenden Wizes mit der Zeit. — Oertels Gedicht (sub
rosa)
gefiel Wieland und Knebel nicht; Herder ist des schlimmen Hexa-
meters wegen nicht daran zu bringen.
Mich haben die weiblichen
Karaktere gewonnen; obgleich
Versbau und Plan und Unpoesie in
der andern Wagschaale
sassen und zogen. Sag’ ihm aber, daß sein287,35
Gedicht
in octava rimi
[!] von Herder
uns vorgelesen und zur Hälfte
sehr von ihm gepriesen worden. Herder lieset wie ein Gott, sie wie
eine Göttin, ich wie der Hund, der nach Leibniz sol
haben reden
288,1
können.
Gleiche die Länge des Schweigens mit der Länge des Schreibens
aus. Schrieb ich dir nicht schon den 20 Jenn.? Das Ankommen
geht288,5
mich nichts an. Heute bin ich mit der
Umarbeitung und Verdoplung
des Clavis zu Rande. — Ich stecke
im philosophischen Dintenfas bis
an die Ohren. Sogar Bouterweks
(herliche) Apodiktik hab’ ich sogar
gekauft. — Jezt zu deinen alten Briefen.
Ach die guten Köhlerschen! Und dan die niedrigen
Triumphatricen
288,10
die Gasse hinunter! Wie häslich wird der Zufal mit
der Schuld ver
wechselt werden! Ich
sag’ es relativ; denn objektiv sind jene beiden
meistens
eins. Der arme Alte verdient diese zerschneidende Knute
nicht: Und Helene ist eitel und
nicht viel mehr. Aber die Natur straft
die Sünden gegen den — Verstand eben so hart als andere.
— Das288,15
schöne Betragen des alten Herolds sez’ immer voraus nach einem
schlechten; sein elastisches Herz springt gerade auf den
Boden gefallen
auf und umgekehrt wieder zurük. — Dein
Schweigen tadl’ ich, da du
mir die wichtigsten
Veränderungen um und ausser dir zu sagen hast.
Deine
bayreuther Zukunft ist ein Kupferstich zu einer Idylle; ob ich
288,20
gleich deine Kommunikazion mit Albrecht schwierig
finde. Dieses gute
alte Herz dauert mich; wenn er abends nach Hause komt,
findet er
keinen Freund als den dunkeln kalten Schlaf.
Wäre nicht durch
Emanuel seine Verpflanzung zu vermitteln? Du handelst
nicht recht
sondern furchtsam, wenn du Amönen nicht alle deine
blühenden Plane
288,25
mittheilst. Wer erstattet ihr den langen geheimen
Gram über die ge
heime Zukunft und so
viele tausend bittere Minuten? Schlägt es dir
fehl, so
bist du dan durch Schweigen weniger gerechtfertigt als durch
Reden. Wil das Schiksal nicht, so stehst doch du frank und
frei und
heiter da; und die zweite Seele leidet nur mit
dir und nicht durch dich.288,30
Sag’ ihr alles und
überhaupt mehr. Die Hofnung ist ja ohnehin ihre
eigentliche Gegenwart. — Daß Albrecht es zulezt erfahren sol, macht
ihm nicht kleinere sondern grössere Schmerzen; erhebe
dich über das
Schweigen. — Deine Schwester wolt’ ich
vertheidigen, wenn ich —
Zeit hätte. — Gegenwärtig bin ich noch immer für meine
alte Wahl288,35
Bayreuths; so zerrissen und blutig sich auch mein Herz
aus der Herder-
schen Familie reissen wird. —
In deiner Kritik fand ich diese immer
gut, ohne sehr viel zu befolgen. Wo ichs am meisten und
mit dem289,1
grösten Nuzen that, war bei der über das
Erzählungsspiel. Du wagst
oft zu wenig und zweitens scheinst du ordentlich eine
Abneigung gegen
allen Gestank zu haben; schon das Wort
Riechen vertreibt dich. Dieser
Ekel herscht nicht einmal
mehr in den höhern Ständen; und daher folg289,5
ich lieber
meiner Vernunft als deinem — und meinem — Gefühl.
Die beiliegenden Briefe schicke mit dem nöthigen Avertissement, das
du selber erst bekomst — weil ich auf morgendliche, und
gewis günstige
Nachrichten hoffe — an Oertel; ausgenommen
seinen Brief und die
der Berlepsch (die er
misversteht; und ich habe keine Regel des Brief-
289,10
mittheilens als die, daß sie
der andere wie ich nehme)
Die Tagebücher der Berlepsch hab ich dir wohl auch nicht ge
schikt. Diese kanst du ihm geben.
Mein Herz schmachtet nach meiner C. und Gott hat uns
beide für
einander erzogen. Ach wie must’ ich Irwege betreten so
hart neben289,15
dem richtigen Weg! Die gute, sich selber
nur nicht fassende Charlotte
K[alb]
hat viel zu verantworten und doch hat sie mehr auf meine
Urtheile als Gefühle und Thaten gewirkt. Wie wollen wir
〈ich und
C.〉 unsere gegenseitigen Unähnlichkeiten auswechseln und
gerade
dadurch ähnlich werden! —289,20
Mit Ch. K[alb]
bin ich ausser Verhältnis; aber durch ihre Schuld.
Meine Seele sol nie eine Liebe über die höchste
vergessen; und eben so
wil ich der edeln Emilie B[erlepsch]
sein, was ich kan und darf. Ich
kan ihr keine heissere und heiligere Freundin geben als
meine C.
Heute wurde mein Schiksal mit C. entschieden. — Sie
gestand im
Dezember ihrer Mutter das Verhältnis; und
schrieb mir, sie werde
nicht eher schreiben als nach der Entscheidung. — Auch
ich schwieg, um
sie keiner kompromittierenden Frage
auszusezen. Endlich kam von
Kühnert Vid. 1. (Lies aber immer die angezeigten Briefe,
weil du
289,30
sonst mich hier nicht verstehst). — Es kam nichts.
— Ernestine
meldete mir die Stürme; die Herzogin nahm die Leidende in
Schuz.
Vid. 2. 3. Kühnert schrieb wieder vid. 4. Das paste nicht für meinen
Karakter; Herder rieth mir,
durch die Herzogin mir ein Kanonikat bei
290,1
der Königin zu verschaffen; das schlug ich noch mehr aus.
Die Fode
rung an H., ob sie gleich die gute Herzogin gethan, schien mir weder
für ihn noch mich zu passen; und ich erleichtert’ ihm
selber das Nein. —
Nun schrieb ich meine litterarischen und
kameralistischen Verhältnisse290,5
an die altdeutsche Ernestine. Dan kam ihr Brief V.
5. und 6. Dan
schrieb ich an die Mutter; und Herder
v. 7., wie ich ihm gesagt —
durch mattes Fodern und
Widerstehen werden alle Wesen überwältigt,
wiewohl hier ein
schönerer Fal war und er und die Frau unsern Bund,
zumal seitdem sie ihm sogar
ihr[e] von ihr bossierte Büste
gesandt,290,10
väterlich segnet — an die Ernestine. Aber sein Brief vid. 7
war nach
meinem nicht nöthig; vid. 8. 9.
10 — Und so hab ich mein Herz am
Herzen, die Reine und
Feste und nichts trit mehr zwischen die Geister.
Ach ich
hätt’ ihr alle Martern mit 1 Briefe meines Verhältnisses
ersparen können, wenn ich Erlaubnis gehabt hätte, ihn zu schicken. —290,15
Und diese Gute selber errieth nichts davon; und gab ihre
Zukunft fast
der vermutheten Armuth hin. (Schreibe diese
Umstände Oerteln, der
überhaupt wenig weis)
Heute wieder keine Briefe, Otto, Emanuel, Sophie, wo denkt ihr
290,20
hin? So gewöhnet ihr mir sie auch ab. —
Jezt kanst du meine Ehegeheimnis sagen wem du wilt.
Den Brief von der Berlepsch misversteh’ nicht so als ob
ich thun
würde, was sie wünscht. Lebe recht wohl Lieber! Ich sehne
mich nach290,25
Lauten und Nachrichten von dir.
Apropos! Sage doch Oertel, er sol mir die Frage in seinem nächsten
Briefe beantworten: ob es ihm recht wäre (dir wärs
nicht) wenn ich
ihm die ganze durch so viele Bände
laufende Geschichte des Titans
290,30
schriebe. Ich könte mich über einzelne
Seitenwände dieses grossen
Baues mit ihm bereden. Auch
wäre dan, gesezt ich stürbe vor der Vol
endung, meine Rechtfertigung da.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Christian Otto. Weimar, 20. Januar 1800 bis 6. Februar 1800. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=III_393
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Berlin JP. 15½ S. 4°. K: Otto 20 Jenn. bis 6 Feb. — ab 7. (vgl. aber 297, 23 f.) J 1: Otto 3,215 und 222×. J 2: Nerrlich Nr. 73×. B: IV. Abt., III.2, Nr. 285 und 292. A: IV. Abt., III.1, Nr. 328. 284,29 epistolarischen] nachtr. H 285,3 verbot] aus schlos H 4 mit der Predigt] nachtr. H 8f. herlichen] nachtr. H 9 durch bis 10 Fichte] gestr. K (s. I.Abt., IX, 462,19f.) 18 mehr] nachtr. H 286,8 das] aus im H 10f. in jeder] aus jede H 24 mit mir] nachtr. H 28 wo] aus wenn H 287,4 und bis 5 Müller] nachtr. H 5 Sieges] nachtr. H 18 seltene] nachtr. H 21f. auch nicht im kleinsten Zuge] aus nicht H 27 du wilst] aus sprichst aus geräthst H 28 die] davor gestr. über H 36 in] aus mit H 288,5 Schrieb’ H 14 die Natur] das Schiksal K 18 wieder zurük] nachtr. H 26 langen] nachtr. H 289,7 Die .. Briefe] aus Von den .. Briefen H 11 nehme)] danach nachtr. gestr. N B. gieb ihm alle Briefe ausser die [gestr. oben] mit o bezeichneten H 15 must’] aus wust’ H 18 und Thaten] nachtr. H 19 gerade] eben K 26 wurde] aus ist H 27 und] davor gestr. weder sie noch ein Verwandter aus sie und kein Verwandter H 30 1.] danach gestr. 2. H die angezeigten Briefe] aus den Brief H 31 hier] nachtr. H 36 jeder] nachtr. H 290,4 erleichtert’] aus sagt’ H 9 und die Frau] nachtr. H 16 gab] davor gestr. wagte H 17 vermutheten] nachtr. H
284,32 —34 „Brief an Herrn Jean Paul, von einem Nürnberger Bürger gelehrten Standes; mit einem Einschluß an Herrn J. G. Herder“, Berlin, Leipzig u. Nürnberg 1800; der anonyme Verfasser war der Arzt und Kantianer Johann Benjamin Erhard (1766—1827). Garlieb Merkel läßt in einem Brief an Böttiger (H: Dresden) Richter bitten, nicht darauf zu antworten, wenigstens nicht bald: „Il ne faut abîmer personne, und das könnte Erhard, wenn sein Gegner einigen Witz verwendet, sehr leicht widerfahren.“ Jean Paul quittierte auch erst nach Jahren kurz in der Vorschule der Ästhetik (I.Abt., XI, 421,1). 285, 1 Archimetria: s. Nr. 471† . 12—16 Otto hatte gemeint, Herder habe es in der Metakritik seinen Gegnern hie und da leicht gemacht. 17 Herders „Gott“: s. Nr. 262†. 22 drei Ausgaben vom Titan: s. 311, 16 ff. 35—38 Der jüdische Brief (von Friedlaender, s. Nr. 257 u. 371) ist nicht erhalten; Otto hatte im IV. Abt. (Br. an J. P.), III.2, Nr. 259 darin „einiges talmudistische Ähnliche mit Emanuel“ gefunden, besonders in der Antithese des aufklärenden 18. und des aufgeklärten künftigen Jahrhunderts. Die betreffende Stelle bei Jean Paul findet sich nicht in den Biographischen Belustigungen, sondern im Siebenkäs (I.Abt., VI, 132,9f.), übrigens auch ähnlich in Kants Schrift „Was ist Aufklärung?“. 286, 1 —3 Matzdorff: s. FB Nr. 46; Otto hatte geraten, die Subskription nicht zuzulassen, das Vordrucken der Subskribenten sei etwas Erniedrigendes. 20—23 Vgl. Nr. 383†. 30 opera omnia: vgl. FB Nr. 52. 287, 3 —5 Vgl. die Rezension des 3. Teils von Johannes Müllers Schweizergeschichte in der Allg. Literaturzeitung v. 14. Jan. 1797, Nr. 15f., sowie K. L. Woltmanns Biographie Müllers (1810), S. 86f. 6f. Müllers Jugendbriefe: vgl. 264, 4 †. 20 neulich: 273, 33 f. 31f. Über Oertels Diethelm (s. Nr. 373†) äußert sich Wieland sehr abfällig in einem Schreiben an Böttiger v. 19. Dez. 1799 (H: Dresden). 288, 10 ff. Köhlerschen: s. zu Nr. 352. 16 Herold hatte Otto zum Geburtstag Kattun zu einem Schlafrock geschenkt. 20 Otto wollte sich im Frühjahr in Leineck bei Bayreuth niederlassen „mit dem Vorsatz der öftern Rückkehr zu Albrecht“; es solle aber außer Emanuel niemand vorher etwas davon wissen. 34 Otto hatte sich über seine Schwester beklagt, die durch eine weibliche Plauderei sehr gegen ihn gefehlt habe. 37 Kritik: des Anhangs zum Titan. 289, 4 Riechen: Otto hatte vermutlich die Stelle I.Abt., VIII, 255,22 beanstandet, so wie früher schon eine im Fixlein (I.Abt., V, 62,35). 26 In seinem Handkalender von 1800 notiert Jean Paul unterm 5. Febr.: „ Meine Caroline.“ 30ff. Von den hier angeführten zehn Briefen haben sich sechs erhalten, s. IV. Abt. (Br. an J. P.), III.2, Nr. 279, 294, 304, 310, 311; Nr. 7 ist eine gekürzte Abschrift des Herderschen Briefs an Ernestine von Beck von Jean Pauls Hand (Berlin JP) und lautet: „An Schwester C. ein Wort, die seltene, die in jedem Betracht worin ich sie kenne, Edle. Ihr Lebensfaden entwikle und ende sich schön; denn sie verdient es, die in jedem Betracht Vernünftige, Reinbestimte, Edle. — Und also noch ein Wort über C. und R.s Verhältnis: Was Gott zusammengefügt hat, sol der Mensch nicht scheiden und auch nicht erschweren, da das lezte doch zu nichts hilft. R. und C., C. und R. haben sich ohne daß sie es wußten, an Geist und Herz so zusammenstimmend zu einander gefunden, daß der segnende mütterliche Ausspruch darüber nur ein Ausspruch, der schönste Ausspruch jener mütterlichen Vorsehung wird, die über alles wacht und alles segnet. Was ich von Schwester C. weis, ist so ganz für ihn, so einzig für ihn; Er mit allem was er ist so ganz für sie, daß ich für beide das segnende Ja der Mutter zu Aller, Aller und auch der vortreflichen Mutter Beruhigung, ja zu ihrer Freude und Zufriedenheit wünsche. Es ist doch einmal kein schöneres Glük in der Welt als daß sich Personen und Seelen, die einander gefunden und auserwählt haben, die mit einander den Ring des Lebens tragen und theilen wollen und Kräfte haben ihn zu theilen, in diesem innern Glük ihres Daseins zu fördern[!]. Ohne dies innere Glük ist uns doch alles andere nur Qual, nur Schatte und Treiben. Gerade, glaub ich, das mütterliche Herz, das so manche Zeiten, so manchen Wechsel durchlebt hat und am Ende doch nur sagen kan und sagen wil: ‚ich habe meine Kinder in ihrem Geist, nach ihrem Wunsch glüklich gemacht und sie sind glüklich!‘ gerade dies mütterliche, zärtlich- und sorgsam-vorsehende Herz spricht zuerst am schüchternsten, sodan am liebsten diesen Ausspruch.“ 290, 1 Kanonikat: vgl. IV. Abt. (Br. an J. P.), III.2, Nr. 306.